1.-August-Weggen-Aktion: Die Alpe Porcaresc

Die Alpe Porcaresc liegt im Tessiner Onsernonetal und muss dringend saniert werden.

Text: Stefan Fehlmann / Fotos: Claudio Bader

Wenn sich die meisten von uns um vier Uhr morgens genüsslich im warmen Bett drehen, ist zuhinterst im beschaulichen Onsernonetal TI, auf der Alpe Porcaresc, schon einiges los: Die Familie Matasci, Mutter Nadia, Vater Damiano und Sohn Attilio schwärmen aus und machen sich auf die Suche nach 16 Kühen und 58 Ziegen. Ein nicht immer ganz einfaches Unterfangen. Denn auch in der atemberaubend schönen, aber rauen Tessiner Bergwelt ist eitel Sonnenschein längst nicht immer garantiert und dichter Nebel ein regelmässiger Gast. «Manchmal sieht man die Hand vor Augen nicht, dann müssen wir die Tiere mit der Stirnlampe suchen gehen», erklärt Nadia Matasci mit grossem Gleichmut, «schliesslich müssen sie gemolken werden.» Die passionierte Bio-Bäuerin (Demeter) lacht herzhaft. Obschon es durchaus Gründe dafür gäbe, dass ihr das Lachen vergehen könnte. Denn das Leben auf Porcaresc ist hart. Die wenigen, zur Alp gehörenden, kleinen Steingebäude sind alt, Komfort ist ein Fremdwort. Und auch wenn die Familie mit viel Enthusiasmus und Freude seit nunmehr sieben Jahren, von Mai bis September, diese letzte Alp mit Milchkühen im Onsernonetal bewirtschaftet – das Leben dort ist entbehrungsreich. «Manchmal ist es schon schwierig, wenn es in Strömen regnet und man restlos durchnässt und unterkühlt vom Melken kommt, und das einzige offene Feuer im Raum kaum ausreicht, um sich aufzuwärmen und die Kleider zu trocknen.» Ja, sie haben richtig gelesen. Auch wenn die Alp seit dem 12. Jahrhundert bewirtschaftet wird; diese Szene spielt sich diesen Sommer ab. Von einer Heizung oder gar Strom im Haus kann keine Rede sein. Von einer Küche übrigens auch nicht. Gekocht wird an besagtem Feuer, das Brot hinter dem Haus in einer Art improvisiertem Ofen gebacken. Wie gerne hätte die engagierte Bäuerin eine eigene, kleine Küche.

Unerfüllte Vorschriften

Definitiv, so kann es auf der Alp nicht mehr weitergehen. Aber nicht etwa, weil die Matascis die Segel streichen wollen. Nein, die dunklen Wolken kommen von weiter oben. Nämlich von der Lebensmittelverordnung, die vorschreibt, dass wo gekäst wird nicht gewohnt wird und umgekehrt. Blöd nur, dass bei Matascis der grosse Kupferkessel quasi in der nicht vorhandenen Küche steht. Sprich: Es gibt für die Familie nicht Arbeit und Leben, sondern nur ein Leben, das aus Arbeit besteht, und das spielt sich alles in dieser einen einfachen Steinhütte zuhinterstim Tal ab.

Geplanter Nationalpark

Was tun? Aufgeben? «Sicher nicht», meint Tarcisio Terribilini. Er ist Präsident der Bürgergemeinde Onsernone (Patriziato Generale d’Onsernone) und überzeugt davon, dass diese Alp erhalten werden muss. «Wir wollen lebendige Alpen, das Leben hier muss weitergehen. Porcaresc ist eine kleine Alp, aber von besondershoher Qualität». Diese Qualität spiegelt sich nicht zuletzt im Käse wider, den die Matascis herstellen und der im ganzen Tal einen hervorragenden Ruf geniesst. Dies ganz abgesehen davon, dass die Alpbewirtschaftung auch der Landschaftspflege dient. Und diese Pflege ist besonders gefragt, denn die Alp kommt mitten im geplanten Nationalpark des Locarnese zu liegen. Hier soll eines der letzten ursprünglichen Bergtäler im Tessin unter Schutz gestellt werden. Ein Schutz, der auch diese seit vielen Generationen bewirtschaftete Alp umfassen soll. Deshalb müssen die bestehenden, zur Alp gehörenden Steinhäuser sanft renoviert und die Käserei vom Wohnbereich getrennt werden. Zudem soll eine einfache Transportseilbahn ins Tal errichtet werden, eine Wasserleitung gelegt und auch die Wege wollen ausgebessert sein. Das kostet rund 1,3 Millionen Franken. Für Bund und Kanton gilt das Projekt als wichtig und unterstützungswürdig. Entsprechend sind Gelder zugesagt. Dieser Beitrag reicht aber trotzdem nicht aus. Und hier springt die Coop Patenschaft für Berggebiete in die Bresche. Im Rahmen der beliebten 1.-August-Weggen-Aktion sammelt sie für den Erhalt der Alpe Porcaresc. Wie Sie helfen können? Gönnen Sie sich die eine oder andere Wegge. Was Ihnen schmeckt, hilft, Bissen für Bissen, dieser ausserordentlichen Alp die Zukunft zu sichern.