Mit Beziehungen ist das so eine Sache. Sie sind fragil und müssen gepflegt werden, sonst zerbrechen Freundschaften, Geschäftsverbindungen enden im Streit und Ehen vor dem Richter. Die Bio-Sennereigenossenschaft Nufenen GR und Coop haben offenbar sehr vieles richtig gemacht. Denn diese Beziehung dauert schon über drei Jahrzehnte und funktioniertbestens.
«Coop stand damals Pate, als wir auf Bio umstellten», erinnert sich Bauer und Sennerei-Geschäftsleiter Christian Simmen(52). «Seither sind wir uns immer auf Augenhöhe begegnet. Bei Schwierigkeiten haben wir offen miteinander geredet und auch in guten Zeiten den Kontakt nie abbrechen lassen.» Sagts und geht steilbergan durch Blumenwiesen, wie sie sehr selten geworden sind. Der Weg führt vorbei an frei fliessenden Bächen und Steinhaufen, in denen sich Eidechsen, Schlangenund andere Kleintiere wohlfühlen.
Geben und Nehmen
Es ist ein Geben und Nehmen zwischen denBio-Bauern im Rheinwald, am Schamserbergund Coop. Erstere liefern ihren begehrtenKäse nicht nur in die USA oder nachDeutschland, sondern eben hauptsächlichan Coop. Jetzt hilft auch die Coop Patenschaft,weil ein gröberer finanzieller Lupfansteht. Der Käsekeller muss vergrössertwerden. «Ein weiteres Problem, das unsschon lange begleitet, sind die jährlich anderthalbMillionen Liter Schotte», betontSimmen. Schotte fällt beim Käsen an, kannnicht vor Ort verwertet werden und mussmit Tanklastwagen ins Unterland gefahrenwerden. Mit einer neuen Anlage wird demKäserei-Nebenprodukt nun das Wasserentzogen. Zwei Drittel der Transporte unddie entsprechenden Emissionen entfallen.«Die Coop Patenschaft für Berggebiete hatuns bei beiden Investitionen mit einemnamhaften Betrag unter die Arme gegriffenund uns die 1.-August-Weggen-Aktiongewidmet», sagt Simmen.
Nufenen glaubt an die Zukunft
Wohl fühlen sich im Rheinwald nicht nur kleine und grosse Tiere, sondern vor allem auch die Menschen: «Dank der Bio-Landwirtschaft,der Sennereigenossenschaft und Coop als verlässlichem Partner haben wir eine Perspektive», sagt etwa Jungbauer Jürg Meuli (25). Die Nufener würden wieder an die Zukunft glauben, es gebe Nachwuchs im Dorf und die Einwohner lebten die Gemeinschaft. «Hätten unsere Eltern damals nicht auf Bio umgestellt, sähe hier alles ganz anders aus. Kaum jemand würde mehr melken. Den Käse, die Sennerei und damit fünf Arbeitsplätze – all das gäbe es in unserem Tal nicht.» Während Meuli erzählt, taucht Toni Knöpfel (61) auf. Der Käser redet nicht viel, aber bei allem, was er sagt, ist der Stolz auf seine Produkte zu spüren. «Wir verkäsen hier täglich Milch, wie es sie nur in einer biodiversen Gegend mit gesunden Kühen gibt.» Im Gehen gibt er noch zu Protokoll: «Was man dabei nicht vergessen darf: Beim ganzen Projekt geht es nicht einfach nur um Käse. Es geht um die Existenzgrundlage von 22 Bergbauerfamilien.»
Text Franz Bamert Foto Nicola Pitaro Coopzeitung Region OT 30/2025